Berliner Sicherheitskonferenz 2024

Europas neue Sicherheitsarchitektur: Ohne Abschreckung keine Verteidigung

Wie muss das militärische Fundament einer Sicherheitsarchitektur Europas zukünftig ausgestaltet sein und welche Bedeutung geht dabei von „Deep-Precision Strike (DPS) Capabilities“ aus, um über die kontinentalen Grenzen hinaus glaubhaft für Abschreckung und Verteidigung zu sorgen? So lautete eine der Kernfragen der 23sten Auflage der Berlin Security Conference (BSC), die sich seit 2001 in der verteidigungspolitischen Eventlandschaft etabliert hat. In zahlreichen Foren und Expertenpanels diskutierten internationale Führungskräfte aus Politik, Streitkräften und Industrie, wie die NATO sich nachhaltig schützen kann.

„Die BSC fand um den tausendsten Tag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine statt. Angesichts der akuten Bedrohungslage muss Europa seine militärische Abschreckungsstrategie weiter entwickeln.“

Guido Brendler, Senior Vice President Sales & Business Development / Member of the Board MBDA Deutschland GmbH

MBDA im Panel Deep Precision Strike 

Einen Programmschwerpunkt bildete ein Panel unter MBDA Führung mit dem Titel „Horizon 2030 – The role of stand-off precision strike capabilities in future warfare“, das die strategische Dimension weitreichender Abschreckungsfähigkeiten in den Fokus rückte. Für General Christian Badia, stellvertretender NATO-Befehlshaber für Transformation, sind abstandsfähige Lenkflugkörper ein Eckpfeiler für die NATO.

Die Bündnis-Verteidigung sei nur dann glaubhaft hinterlegt, wenn es neben defensiven Lenkflugkörperkapazitäten auch offensive Fähigkeiten gebe, die gegenüber potenziellen Gegnern durchsetzungsfähige Wirkung erzeugen könnten. Bei der aktuell in der NATO geführten Diskussion ginge es ausschließlich um die Aufstellung konventioneller Potentiale auf höchstem technologischem Niveau, so Badia. Angesichts der globalen Bedrohungslage, die vor allem durch China, Nordkorea und Russland geschürt wird, sei es das Ziel der NATO Eskalationsüberlegenheit zu schaffen.

„2030 ist nah! Für das von der NATO favorisierte Fähigkeitsprofil DPS wird es nicht die eine Lösung für alle geben. Wir brauchen dringend eine europäisch abgestimmte Fähigkeitsforderung und klare Verantwortlichkeiten.“  

Guido Brendler, Senior Vice President Sales & Business Development / Member of the Board MBDA Deutschland GmbH

Die Fähigkeitsforderung DPS mit leistungsfähigen Lenkflugkörpern unterschiedlichster Konfiguration sei insbesondere auf die Analysen aktueller Konflikte zurückzuführen, so die Diskussionsrunde. Nur wer bei der Verteidigung auf defensive Luftverteidigungssysteme und offensive DPS-Fähigkeiten setze, biete keine strategische Lücke.

Bisher lag der Fokus der NATO im Konfliktfall darauf, feindliche Infrastruktur und Logistik reaktionsschnell zu zerschlagen. In Zukunft erhalten DPS-Fähigkeiten eine überragende strategische Bedeutung in der konventionellen Operationsführung. Aus Herstellersicht gehe es deshalb schon vor Beginn kommender Produktionsphasen darum, in der Lage zu sein die erforderliche Anzahl an Flugkörpern fertigen zu können. Um diese Fähigkeiten zeitnah und effizient aufzubauen, plädierte Guido Brendler für europaweite Beschaffungskooperationen.