Appell an die Politik: „Wir brauchen verlässliche Entscheidungen!“

Auf der Handelsblatt-Konferenz „Sicherheit und Verteidigung“ machte Thomas Gottschild deutlich, dass die Optimierung der Beschaffung und eine engere Einbindung der Industrie essenziell für die Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr sind.

„Entscheidungen, Verlässlichkeit, Haushaltsaufwuchs“, das sind die drei Kernforderungen von Thomas Gottschild an die Politik. Angesichts wachsender globaler Unsicherheiten und neuer Bedrohungsszenarien forderte er auf dem Treffen von Militärs, Experten, Politikern und Industrievertretern strukturelle Veränderungen. Neben den zwar verbesserten, aber immer noch optimierbaren Beschaffungsprozessen wünsche er sich, die Industrie in frühe Phasen der Beschaffung einzubinden aber auch „langfristige Planbarkeit ist entscheidend“. „Wir müssen Nutzer, Industrie und Beschaffer zusammenbringen“, so Gottschild und schlug ein „Rüstungsbeschleunigungsgesetz“ vor, um Prozesse weiter zu vereinfachen und Kapazitäten schneller auszubauen.

Ein besonderes Augenmerk legte er auf Flugkörper- und Flugkörperabwehrsysteme, die in der Nationalen Sicherheitsstrategie erstmals als nationale Schlüsseltechnologien benannt werden. „Diese Technologien sichern nicht nur die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr, sondern auch unsere technologische Souveränität“, erklärte Gottschild. MBDA Deutschland investiert in den kommenden Jahren massiv in den Ausbau seiner Standorte und will die Mitarbeiterzahl deutlich erhöhen.

Technologische Innovation und internationale Zusammenarbeit

Neben Effizienz und Verlässlichkeit betonte Gottschild die Bedeutung von Forschung und Entwicklung. Er warnte, dass die „technologische Schere auseinanderläuft“ und verwies auf die Konkurrenz aus den USA und anderen Ländern. Zugleich forderte Gottschild von der Politik mehr Risikobereitschaft. Nicht alle Forschungsprojekte würden zwangsläufig erfolgreich sein, aber durch mehr Forschung entstünden am Ende sehr oft Produkte und Equipment, das helfe unsere Soldaten bestens zu schützen. Auch für Forschung und Entwicklung brauche es „klare und verlässliche Finanzierungszusagen“, um innovative Projekte langfristig umzusetzen.

Im Export und der internationalen Zusammenarbeit sieht Gottschild großes Potenzial. Ein Beispiel dafür sei die European Sky Shield Initiative, durch die eine Patriot GEM-T Produktionsstätte erstmals außerhalb der USA in Deutschland entsteht. Aber: „Deutschland als alleiniger Auftragnehmer kann nicht ausreichend sein.“ Daher brauche es starken Export begleitet von erleichternden Maßnahmen durch die Politik.

Ehrlichkeit und klare Entscheidungen gefordert

Am Ende seiner Rede wurde Gottschild deutlich: Die Verteidigungsindustrie sei bereit, ihren Beitrag zu leisten, um die Bundeswehr bis 2029 mit der nötigen Ausrüstung zu versorgen. Dafür brauche es neben „Entscheidungen, Verlässlichkeit und Haushaltsaufwuchs“ aber auch „Ehrlichkeit seitens der Politik“. „Die Politik muss den Bürgerinnen und Bürgern reinen Wein einschenken und die finanziellen Opfer klar benennen“, forderte er. Noch habe man Zeit, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um die deutsche Verteidigungsfähigkeit zu stärken. „Aber wir müssen jetzt handeln“, appellierte Gottschild abschließend.