Das Systemkonzept Nah- und Nächstbereichsschutz
Alexander Vogt, zuständig für Vertrieb und Marketing der bodengebundenen Luftverteidigung, spricht im Interview über das Konzept der MBDA Deutschland zum Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS). Das neue Vorhaben soll das aktuelle leichte Flugabwehrsystem der Bundeswehr LeFlaSys bis 2025 ablösen.
Können Sie uns erklären worum es bei dem Konzept zum Nah- und Nächstbereichsschutz geht?
Grob gesagt geht es um Flugabwehr in Reichweiten zwischen wenigen 100 Metern bis 25 km, also unterhalb der Abhalteentfernungen von TLVS.
Ziel ist die Abwehr luftatmender Bedrohungen, also im wesentlichen Flugzeuge, Hubschrauber oder auch Marschflugkörper. Neu hinzu kommt im NNbS-Ansatz, dass erstmals auch Drohnen bekämpft werden sollen. Hierfür gibt es derzeit keinen Fähigkeitsträger bei der Bundeswehr.
Welche Vorteile hat der MBDA Ansatz NNbS, insbesondere auch gegenüber denen der Konkurrenz?
Es ist nicht nur mobil, sondern hochmobil. Das System ist zum Schuss aus der Bewegung fähig und hat durch direktes Richten des Flugkörpers in Richtung der Bedrohung eine kürzere Systemreaktionszeit. Von der Aufklärung bis zur Bekämpfung sind dadurch deutlich kürzere Zeitspannen möglich. Dieser Vorteil sticht neben dem bereits operationalen und sicherheitsqualifizierten Sensor-Shooter-System hervor. Pro Fahrzeug können wir auch eine höhere Anzahl an Flugkörpern mitführen, da wir auf einen vergleichsweise kleinen Flugkörper setzen.
Unser Konzept zum Nah- und Nächstbereichsschutz trägt der Forderung nach einem schnell verfügbaren und risikoarmen Systemkonzept Rechnung.
Zusätzlich ist eine Anbindung von NNbS an das Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) möglich, welcher durch die offene Systemarchitektur ermöglicht wird. Dadurch bietet die MBDA ein Gesamtkonzept zur Verteidigung von Reichweiten weniger 100 Metern durch NNbS bis zur mittleren Reichweite durch TLVS.
Warum gewinnt NNbS gerade jetzt an Bedeutung?
Bis circa 2025 will die Bundeswehr LeFlaSys außer Dienst stellen. Daher hat die Luftwaffe 2015 eine streitkräftegemeinsame Initiative gestartet. Derzeit wird auf Amtsseite die Funktionale Fähigkeitsforderung (FFF) in einem integrierten Projektteam (IPT) erstellt. Eine Auswahlentscheidung für eine Systemlösung, die die Fähigkeitsforderungen erfüllt, wird für Anfang 2019 erwartet. Die Erstbefähigung soll zwischen 2022 und 2026 realisiert werden, die Vollbefähigung in den Jahren danach.