Ein seltener Blick hinter die Kulissen: Filmteam des NDR besucht Sprengstoffspezialisten TDW
Eine Großstadt im Westen Deutschlands. Im Zentrum ragt ein Hochhaus hervor, das seit vielen Jahren baufällig ist. Ein Abriss ist unumgänglich. Plötzlich knallt es und das Hochhaus sinkt umhüllt von einer Wolke aus Staub in sich zusammen. Alles innerhalb nur weniger Sekunden. Trotz der gewaltigen Explosion bleiben die umliegenden Häuser unbeschädigt, als wäre nichts passiert.
Möglich ist das durch den Einsatz von Schneidladungen, die platziert an den richtigen Stellen, tragende Strukturen des Hochhauses im Bruchteil einer Sekunde durchtrennen. Langwierige Abrissarbeiten, die nicht zuletzt eine hohe Belastung für die Anlieger darstellen, können so verhindert werden.
Das ist jedoch nur ein Beispiel, wie Explosivstoffe, sofern sie von Experten eingesetzt werden, den Alltag von Menschen positiv beeinflussen. Eine ganze Reihe solcher Beispiele trägt derzeit der Journalist Björn Platz im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks zusammen. Er arbeitet an einer einstündigen Reportage, die unter dem Arbeitstitel „Faszination Sprengstoff“ im Frühjahr 2022 auf dem Wissenschafts-Sendeplatz des deutsch-französischen Senders Arte ausgestrahlt wird.
Seine Recherchen führten ihn dabei auch nach Süddeutschland, wo er auf die TDW GmbH, ein Tochterunternehmen von MBDA Deutschland und Spezialist für Sprengstoffe aufmerksam wurde. Kürzlich besuchte er mit seinem Kamerateam das Produktions- und Testgelände von TDW bei Schrobenhausen. Dort gewährte ihm Berthold Heigl, der bei TDW als Leiter der Wirksystemmontage und Elektronikfertigung tätig ist, einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen.
Heigl, der bereits in zweiter Generation seit 1995 bei TDW arbeitet, führte den Journalisten die mechanische Bearbeitung von Sprengstoff und spezielle Sprengstoffpressen vor. Platz war besonders von der Vielseitigkeit des Technologieführers für militärische Wirksysteme beeindruckt und zugleich überrascht, welche komplexen chemischen und physikalischen Vorgänge hinter der Herstellung und Verarbeitung von Explosivstoffen stehen.
Heigl erläuterte, dass es beim Umgang mit Sprengstoffen insbesondere auf Sorgfalt und Präzision ankommt: „Ähnlich wie bei den militärischen Nutzern unserer Wirksysteme gilt für uns, dass Sicherheit und Verlässlichkeit an oberster Stelle stehen.“ Von der Präzision der Wirksysteme konnte der Journalist sich bei einer Vorführung auf dem Test- und Versuchsgelände überzeugen, wo eine sogenannte Hohlladung gezündet wurde, deren Detonation einen Kupferstachel durch meterdicken Beton oder Panzerung treibt. Da Schneidladungen nach einem ähnlichen Prinzip wie Hohlladungen wirken, wurde ihm so veranschaulicht, wie ein Hochhaus zum Zusammenfallen gebracht wird. Und ähnlich wie bei der kontrollierten Sprengung eines Hochhauses vermeiden auch Hohlladungen durch die zielgerichtete Wirkung Schäden im Umfeld.