Zehn Jahre Standort Freinhausen
Eine Erfolgsgeschichte
Die Test- und Referenzanlage (TuRA) am Standort Freinhausen: Für ihre Kunden ist sie seit 10 Jahren ein einzigartiges Testzentrum für integrierte Luftverteidigung, für die deutsche Luftwaffe als Auftraggeber und MBDA Deutschland GmbH als Betreiber steht die Anlage mit ihrer zehnjährigen Geschichte für eine erfolgreiche Standortentwicklung. Die ehemalige Einsatzstellung der Luftwaffe für das Waffensystem HAWK wurde am 13. Mai 2011 feierlich nach dem Umzug von Unterschleißheim in Betrieb genommen. Die Anlage steht für eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Bundeswehr.
Zunächst als FlaRak-Stellung für das Flugabwehrraketensystem HAWK genutzt, diente der Standort anschließend der 3. Staffel der Flugabwehrraketengruppe 34 als Friedensausbildungsstellung (FAS) und wurde 2001 von der Luftwaffe aufgegeben. Acht Jahre blieb die Anlage ungenutzt, bis die LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH im Jahr 2009 das Areal auf den Gemarkungen der Gemeinden Freinhausen (Hohenwart) und Starkertshofen (Reichertshofen) erwarb.
Geschichte des Standorts
1968 | Ausbau der Einsatzstellung HAWK in Freinhausen |
1990 | Nutzung als Friedensausbildungsstellung |
2001 | Aufgabe des Standorts durch die Luftwaffe |
2009 | Erwerb durch die LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH |
13. Mai 2011 | Offizielle Inbetriebnahme der Test- und Referenzanlage (TuRA) für das deutsche Flugabwehrraketensystem PATRIOT in Freinhausen. Die TuRA wurde zuvor von Unterschleißheim nach Freinhausen verlegt. |
2014 | Erster Test einer PATRIOT-Softwareversion mit US-Beteiligung an der TuRA |
2016 | Test-Implementierung und Integration neuer Funktionen mit US-Beteiligung |
2019 | Erweiterung der Anlage durch zusätzliche Büros und Labore, Inbetriebnahme des „PATRIOT-Testbeds“ |
2019 | Test eines PATRIOT Upgrades mit US-Beteiligung: Implementierung moderner Bedienkonsolen (Modern Man Stations) |
2021 | Test eines PATRIOT Upgrades: Integration neuer zukunftsweisender Funktionalitäten |
Der Ausbau startete bereits 2010. Investitionen in Höhe von 4 Mio. Euro für neue Gebäude und die Modernisierung der Infrastruktur machten den Standort Freinhausen zu einem der modernsten Zentren für Systemtests und Simulationen von Luftverteidigungs- und Flugabwehrsystemen – und dies weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.
„Unser Ziel als MBDA Deutschland ist es, der Luftwaffe mit den in Freinhausen neu geschaffenen Möglichkeiten ein noch besserer Partner zu sein.“
Martin Bührle, bis 2012 Leiter des Programms Patriot
Im Februar 2011 fand der Umzug der bisher in Unterschleißheim betriebenen TuRA PATRIOT statt. Bereits am 13. Mai 2011 war alles bereit für die offizielle Aufnahme des Betriebs. Zur feierlichen Eröffnung konnte der damalige Geschäftsführer MBDA Deutschland, Werner Kaltenegger, eine Vielzahl namhafter Gäste begrüßen, darunter auch hochrangige Vertreter des Bundesministeriums für Verteidigung (BMVg) und des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB).
Generalleutnant Peter Schelzig hob als Befehlshaber Luftwaffenkommando in seiner Rede die militärische Bedeutung der Anlage hervor. Seitens MBDA betonte der damalige Programmleiter PATRIOT, Martin Bührle, die große Bedeutung einer engen und partnerschaftlichen Abstimmung zwischen dem BWB, der Luftwaffe und MBDA. Erfolgreich durchgeführte Tests jeweils neuester Versionen von Waffensystemsoftware und maßgebliche bauliche Erweiterungen waren die Voraussetzung dafür. Entscheidende Meilensteine wurden mit den umfangreichen Testkampagnen der Jahre 2014, 2016, 2019 und 2021 gesetzt.
Im Rückblick besonders wichtig: Die erste große, dreimonatige Testkampagne im Jahr 2014, an der auch Repräsentanten aus den USA teilnahmen, unter anderem auch Mitarbeiter des US-amerikanischen PATRIOT-Herstellers Raytheon. Die Tests belegten eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Anlage und trugen ganz wesentlich dazu bei, Fachleuten die Relevanz der TuRA zu verdeutlichen. 2016 folgte der nächste breit angelegte Test im Zusammenhang mit einer neuen Softwareversion, auch um die Kompatibilität mit den deutschen Adaptionen des ursprünglich US-amerikanischen PATRIOT-Systems zu überprüfen.
2019 markierte einen weiteren bedeutsamen Meilenstein und das nicht nur, weil die nächste Generation der Waffensystemsoftware zum Test anstand. Rund 1 Mio. Euro wurden investiert, neue Büro- und Laborgebäude entstanden. Weichenstellend war insbesondere die Errichtung und Inbetriebnahme des PATRIOT-Testbeds, einer Art Schaltzentrale, verbunden mit dem Ziel, die größtmögliche Interoperabilität aller Systemteile zu ermöglichen.
„Mission accomplished! Die moderne Umgebung mit ihren einmaligen Möglichkeiten zur Planung, Entwicklung und zum Testen hat den Standort Freinhausen mit dem Testzentrum für Luftverteidigungssysteme zu einem wichtigen Treffpunkt für Bundeswehr und Industrie werden lassen, der er heute ist.“
Jürgen Koneczny, Leiter des Programms Patriot
Auch das Jahr 2021 wird in die Geschichte der TuRA eingehen. Im Kontext der Tests grundlegender Software-Updates geht es bei der jüngsten Kampagne um die Integration weiterer Funktionalitäten, die das Waffensystem auf veränderte zukünftige Bedrohungsszenarien und zunehmend notwendige Vernetzungen mit anderen Systemen vorbereiten. Außerdem werden 2021 weitere Funktionalitäten in das Waffensystem integriert. Erste Test zum elektronischen Kampf, der Trainingsfähigkeit des Systems und der Interoperabilität wurden bereits absolviert. Angesichts dynamischer Veränderungen der weltweiten Sicherheitslage und rasanter technologischer Entwicklungen in der Militärtechnologie werden die Herausforderungen für eine wirksame Luftverteidigung in Zukunft kaum weniger werden. Die Zukunft der Test- und Referenzanlage hat gerade erst begonnen.
Das Testzentrum für integrierte Luftverteidigung in Freinhausen wird zehn Jahre jung! Mit seiner modernen Infrastruktur und durch die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und Industrie leistet der Standort einen wichtigen Beitrag, um die Weiterentwicklung der deutschen Luftverteidigungsarchitektur zu unterstützen. Rund um das Jubiläum veröffentlichen wir hier vier Artikel und einen Podcast. Auftakt macht dieser Beitrag über die noch junge, aber umso ereignisreichere Geschichte des Testzentrums. Bleiben Sie am Ball!