Neue Perspektiven für Forschungsmissionen im All
DLR/MORABA und Bayern-Chemie präsentieren erstmals Details zu ihrer aktuellen Kooperation für den Raketenantrieb „RED KITE“
Aschau am Inn | 19.10.2022 | Besonders leistungsfähige Raketenantriebe des Typs „RED KITE“ (Roter Milan) sollen der Forschung im Weltraum neue Perspektiven eröffnen – dieses Ziel steht hinter der aktuellen Kooperation zur Antriebsentwicklung und -produktion zwischen dem DLR und der Bayern-Chemie. Wie deren Repräsentanten im Rahmen einer gemeinsamen Informationsveranstaltung am Standort der Bayern-Chemie in Aschau am Inn erläuterten, bieten die neuen Antriebe wichtigen Bereichen aus Wissenschaft und Technik zusätzliche Forschungspotenziale und können so der raketenbasierten europäischen Forschungsarbeit im All insgesamt neue Impulse verleihen. Die zuständige Abteilung MORABA (Mobile Raketenbasis) des DLR entspricht damit einer steigenden Nachfrage der nationalen und internationalen Forschergemeinschaft für derartige Forschungsprojekte.
Ein so genanntes „Dual Thrust“- Profil erlaubt „RED KITE“-Antrieben hohe Beschleunigungswerte unmittelbar nach Abschuss, die etwa beim Zehnfachen der Erdbeschleunigung liegen und im weiteren Flugverlauf abfallen, wodurch aerodynamische Verluste minimiert werden. Damit eignet sich der „RED KITE“-Motor insbesondere auch als Boosterstufe für viele andere Raketen aus dem Portfolio der MORABA. Die Antriebe des DLR stammen teils aus militärischen Altbeständen, teils aus ziviler Fertigung. In Verbindung mit „RED KITE“ stehen der nationalen und internationalen Forschergemeinde damit in Zukunft leistungsfähige zweistufige Höhenforschungsraketen zur Verfügung.
Durch „RED KITE“- Antriebe können eine große Bandbreite möglicher Missionen und Trajektorien bedient werden. Für die Forschung unter Schwerelosigkeit ermöglichen steile Flugbahnen mit „RED KITE“ Raketenmotoren aussagekräftige Experimente außerhalb der Atmosphäre und ohne störende Beschleunigungskräfte von bis zu 7 Minuten Dauer. Ohne den störenden Einfluss der Schwerkraft können beispielsweise materialphysikalische Phänomene deutlich zielgerichteter untersucht werden. Die Forschung in den Bereichen Wiedereintritts- und Hyperschalltechnologien dagegen profitiert von flachen Trajektorien, die ihren Nutzlasten eine minutenlange Exposition in der Stratosphäre bei Geschwindigkeiten bis Mach 8 ermöglichen.
Rainer Kirchhartz, Leiter der MORABA, betont das Potenzial des neuen Antriebs: „Mit RED KITE haben wir für die Forschungsmissionen der wissenschaftlichen Gemeinschaft einen speziell an den Zielsetzungen und Bedürfnissen orientierten Antrieb zur Verfügung. Die gesteigerte Leistungsfähigkeit bietet unserer Forschungsarbeit neue Potenziale, insbesondere für die Mikrogravitationsforschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen. Für die Forschungsziele der Atmosphärenphysik, der Hyperschallforschung und der Technologieerprobung stehen nun erweiterte Nutzlastkapazitäten und Forschungsmöglichkeiten zur Verfügung. Forschungsraketen, die auf „RED KITE“ Raketenmotoren als Unter- sowie Oberstufe basieren, können Nutzlasten von mehr als 450 kg in Höhen von bis zu 260 km bringen. Diese neuen Raketenmotoren eignen sich außerdem als ideale Stufungspartner für andere Raketenstufen aus militärischen Beständen.“ Dr. Wolfgang Rieck, Geschäftsführer der Bayern-Chemie, ergänzt: „Die Höhenforschung ist ein extrem spannendes neues Anwendungsfeld für unsere Antriebstechnologien. Wir freuen uns, zukünftigen DLR-Forschungsmissionen unter Quasi-Schwerelosigkeit mit unseren „RED KITE“-Antrieben neue Möglichkeiten zu eröffnen. Und auch das macht uns stolz: Mit über 900 Kilogramm Treibstoff werden die Feststoffraketenmotoren des Typs „RED KITE“ die größten jemals von der Bayern-Chemie entwickelten und gebauten Antriebe sein.“
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